Pfarrer Hofacker geht nach Wetzlar
"In Geschwisterlichkeit die Frohe Botschaft in die Welt hineintragen"
Warum verlassen Sie den Westerwald?
Ich trete eine neue Stelle an. Der Bischof hat mich gefragt, in Wetzlar Pfarrer zu werden am dortigen Dom, der besonders durch die Ökumene geprägt ist, weil es eine Simultankirche ist.
Die Ökumene ist Ihnen ja ein Herzensanliegen. Da hat sich ja auch einiges entwickelt in den letzten Jahren?
Ja. Im Westerwald arbeiten wir sehr gut zusammen. Die Pfarrinnen und Pfarrer und die katholischen Pfarrer hatten eine große Tagung. Sie haben die Ökumene einen wesentlichen Schritt vorangebracht. Wir bereiten uns gemeinsam vor auf den Ökumenischen Kirchentag im nächsten Jahr. Wir haben eine Wanderung geplant, wo Menschen aus den Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten zusammen zwei evangelische und zwei katholische Kirchen besuchen und dort voneinander lernen, was wir alles schon haben.
Es gibt ein Lied, das Ihnen ans Herz gewachsen ist: „Wir haben Gottes Spuren festgestellt“. Das ist so ein bisschen das Programm gewesen für Sie als Bezirksdekan?
Das Lied kenne ich aus meiner Pfadfinderarbeit, und es ist für die Kirchenentwicklung ganz entscheidend. Egal, wo wir zu den Menschen kommen: Gott ist schon da. Und wir können ihn dort entdecken.
Das ist eigentlich der neue Weg: dorthin zu gehen, wo die Menschen sind, und Gott dort mit ihnen zusammen zu entdecken. Dafür muss man sehr viel ändern, nämlich die große Schere im Kopf mancher Menschen. Dass die Theologen wissen, wie Glauben geht, und die anderen sollen es lernen. Das ist vorbei. Wir brauchen ganz neue Wege. Das heißt: wir gehen und teilen den Glauben miteinander.
Es gibt ja neue Formen auch, die gewachsen sind. Andere sind nicht mehr so gefragt. Gibt es da einige Beispiele, die sich in der letzten Zeit entwickelt haben?
Die letzte Zeit war sehr geprägt durch die Corona-Krise. Da gibt es ganz viele neue, vor allem digitale Unternehmungen. Im Internet gibt es zum Beispiel eine Firmvorbereitung für die jungen Menschen, die mit Challenges arbeiten. Es gibt aber auch Postorale, die Menschen über 75 Jahre anrufen. Und jeden Tag per Telefon einmal mit den Menschen reden. Das wird sehr gerne entgegengenommen.
Man hat ja früher gesagt: Not lehrt beten. Jetzt haben wir eine große Not. Sie haben also den Eindruck: Kirche ist nach wie vor gefragt oder auch mehr gefragt?
Den Eindruck kann ich so nicht teilen. Ich glaube eher: wir sind genauso wenig gefragt wie vorher. Nur jetzt merkt man es eher, weil vorher war vieles durch die Gremienarbeit geprägt war, die notwendig ist, aber oft nicht missionarisch ist. Und so gibt es eine große Selbstbeschäftigung der Institutionen in der Kirche, und weniger das Gehen auf die Menschen zu. Und das spürt man jetzt in der Krise sehr. Denn sehr wenige werden wirklich aktiv und kommen, und wollen ein Gespräch. Sondern wir müssen es umgekehrt machen. Wir müssen auf die Menschen zugehen, und mit ihnen reden, und ihnen das Gespräch anbieten.
Sie sind ein Freund des Labyrinths. Sie müssen neue Wege gehen, oder vielleicht den Weg weitergehen. Auf jeden Fall müssen Sie nach Wetzlar gehen. Das hat der Bischof entschieden. Wie ist so Ihr Gefühl damit?
Das Labyrinth ist ein wunderbares Bild, weil es nur einen Weg gibt. Dieser Weg hat viele Wendungen. Und oft ist der Weg unübersichtlich. So geht es mir im Moment. Ich weiß noch nicht, was in Wetzlar auf mich zukommt. Ich werde dort in verschiedenen Kirchen tätig sein. Ich freue mich darauf, weil ich auch den vorherigen Pfarrer gut gekannt habe und auch die Gemeinde etwas kenne durch die Pfadfinder, die dort sind.
Haben Sie einen Wunsch für den Weg der Westerwälder Christen?
Ja gerne. Dass man in der Geschwisterlichkeit, zusammen mit den evangelischen Schwestern und Brüder, diese Frohe Botschaft in die Welt hineinträgt. Dafür sind wir da.
Herzlichen Dank für das Gespräch!