Ostern auf dem Grab gefeiert
Kein Patentrezept
Tanja Abresch-Friedrich hat vor dreineinhalb Jahren ihren Sohn Vincent Valentin verloren. Die Familie Friedrich hat zu Ostern sein Grab besonders gestaltet, mit einer Art Ostergarten. Frau Abresch-Friedrich, wie kam es denn zu dieser Idee?
Ich bin Mutter von drei Kindern. Unser ältester Sohn, der Johann, wäre jetzt zur Kommunion gegangen. Die Kommunionkinder haben von der Pastoralreferentin die Aufgabe bekommen, ein Ostergärtchen in einem Karton anzulegen. Unser mittlerer Sohn, der Leander, hatte gleich die Idee, das Ostergärtchen nicht in einem Karton anzulegen, sondern auf dem Grab des kleinen Bruders. Er wusste eine Stelle, wo es gutes Moos gab.
Es gab ja keine Gottesdienste an Ostern. Sie haben also den Ostergottesdienst im Kreis der Familie am Grab von Valentin gefeiert. Das ist ja eher eine ungewöhnliche Sache. Wie haben denn die Leute im Dorf darauf reagiert?
Ich erlebe unsere Ostergeschichte auf dem Grab gerade wie ein großes Geschenk. Das hat sich alles so gefügt. Wir haben die einzelnen Stationen der Karwoche dargestellt und von den Leuten aus dem Dorf ganz viel Zuspruch gefunden. Wir wurden angesprochen. Zum Beispiel mit Sätzen wie: „Ah, das ist so schön. Ich halte gerne inne bei euch am Grab. Und es ist berührend, was ihr da gemacht habt für den kleinen Bruder.“ Wir haben eine große Osterfreude erlebt, indem wir da gemeinsam gestalten und auch mit den Figuren spielen konnten.
Nach so einem Schicksalsschlag, sein Kind zu verlieren – da sind manche wahrscheinlich eher hilflos und stumm. Sie finden keine Ausdrucksform für ihre Trauer. Sie sagen, dass sie Osterfreude empfinden aus Ihrem Glauben heraus. Gibt es vielleicht ein paar Tipps für andere, dass sie sich in ihrer Trauer vielleicht ein bisschen mehr in die Öffentlichkeit trauen? Ihr Beispiel zeigt ja, dass das sogar gut tun kann.
Ja, ich habe erlebt, dass Trauer wirklich ein ganz individueller Weg ist. Darum ist es natürlich mit Patentrezepten schwierig. Obwohl unser dritter Junge gestorben ist, ging es bei uns in der Familie mit dem Leben, Lieben, Lachen und Kämpfen natürlich sofort weiter. Mir hat es gut getan, in der Öffentlichkeit auch darüber zu sprechen. Das heißt ich habe auch in den Sozialen Medien darüber gesprochen. Das hat mich frei gemacht, aber auch verletzt. Das hat am Ende aber auch wieder viel Heilung bedeutet. Das hat auch bei vielen anderen Menschen zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema „Tod und Trauer“ geführt.
In der Familie haben wir offen über die Trauer gesprochen. Wir wohnen direkt neben dem Friedhof. Zur Grabpflege sind wir oft zusammen hingegangen. Wir bringen manchmal richtig Leben auf den Friedhof. Und so war das jetzt auch eine ganz große Freude, dass wir dort zusammen etwas gestaltet haben. Wir haben uns mit der Ostergeschichte ganz intensiv auseinandergesetzt.
Wir haben verschiedene Bilderbücher angeschaut und das wirklich im Spiel entwickelt, ein paar eigene Interpretationen geschaffen. Aber so haben wir wirklich uns ganz österlich mit der Geschichte auseinandergesetzt. Wir hatten wirklich eine schöne und gute Karwoche.
Ganz herzlichen Dank für dieses Interview!
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