Als traditionell katholisch geprägt charakterisieren viele den Bezirk Westerwald. Das betrachtet Peter Hofacker, der designierte Bezirksdekan, etwas anders. „Der Westerwald ist gut gemischt, ökumenisch, auch durch die Zuzüge.“ Natürlich gebe es in den Ortschaften einen vorherrschenden Mainstream. Der sei entweder vorwiegend katholisch oder vorwiegend evangelisch. Die Menschen, die in diesen Traditionen großgeworden sind, lebten diese Prägung auch. „Nur sind diese Menschen inzwischen alle älter“, analysiert der Anfang 50-Jährige.
Kirche im Wandel
Kirche müsse auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren, ist sich der neue Bezirksdekan sicher. „Das tut sie seit 2000 Jahren. Und das ist auch gut so, dass man den entsprechenden Bedürfnissen der Menschen entgegenkommt und mit den Menschen gemeinsam schaut, wie es weitergeht.“ Dieses „Wie es weitergeht“ hat für Hofacker eine ganz neue Qualität. Bis vor 30 oder 40 Jahren sei man davon ausgegangen, dass der Glaube „automatisch, selbstverständlich“ weitergegeben werde. „Das hat aber aufgehört“, stellt der in Kinder- und Jugendarbeit sehr erfahrene Priester fest. Viele hätten nicht gelernt, über den eigenen Glauben zu sprechen und die Begeisterung dafür so zu leben, dass andere sich anstecken lassen. Um diese Fähigkeit der Glaubensweitergabe zu stärken, reagiere die Kirche durch die Vergrößerung der Strukturen.
Doch bei dieser rein äußerlichen Veränderung solle es nicht bleiben. „Das Ganze nennt sich dann Lokale Kirchenentwicklung. Dass also der gelebte Glaube vor Ort gestärkt wird. Und dafür werden neue Ideen gesucht“, skizziert der Vertreter des Bischofs im Westerwald die jüngste Entwicklung.
Bedürfnisorientierung und Vorbilder
„Look at the boy!“ „Schau dir den Jungen bzw. das Mädchen an, was es braucht“ ? Dieses individuell-bedürfnisorientierte pädagogische Motto des Gründers der Pfadfinder findet Hofacker, der selbst Pfadfinder ist, auch wegweisend für die Glaubensweitergabe. Jugendliche bräuchten heute vor allem authentische Vorbilder im Glauben. „Nicht über etwas reden, sondern das, was sie sagen, auch umsetzen im normalen Alltag. Das, glaube ich, zählt noch.“ Er selbst hatte in seiner Jugend seinen damaligen Jugendpfarrer zum Vorbild, später den damals neu ins Amt gekommenen Bischof Dr. Franz Kamphaus, durch seinen einfachen Lebensstil, trotz gehobener Position. Denn den Dienst in der Kirche verstehe er so, „dass man für andere etwas macht, und nicht für sich.“
Gottesfrage verbindet
Hofacker geht es für die Zukunft weniger um neue Strukturen, sondern um „Inhalte vor Ort“, um auf die Sehnsucht vieler Menschen nach „einem sinnvollen Leben, nach einem Lebensinhalt“ eine Antwort zu geben. „Da muss man auf die Suche gehen und mit den Menschen gemeinsam schauen, was gebraucht wird. Und es dann auch entsprechend umsetzen. Die Strukturen sind immer nur Hilfsmittel.“ Gerade für die mittlere und jüngere Generation, die nur sporadisch Kontakt zur Kirche habe, erhofft sich Hofacker: „Wichtig ist, dass die Frage nach Gott neu aufgeworfen wird. Und das sehr wohl ökumenisch, und auch mit den anderen Religionen. Weil die Frage nach Gott uns alle verbindet.“ Denn „ganz viele Menschen“ begegneten Gott im Alltag. "Ob das eine Frau ist, die ein Kind zur Welt bringt, ob das ein Spaziergänger im Wald ist, dem Gottes Schöpfung wunderbar gefällt, ob es Kinder sind, die eine Idee haben, wie ihr Leben gelingen kann. Gott hat die Finger überall im Spiel.“ Aufgabe „gestandener Christinnen und Christen vor Ort“ sei es, diese Begegnungen mit den Menschen als Gottesbegegnung zu deuten. „Das ist eigentlich der Grund, warum es Kirche gibt: dass Menschen miteinander auf die Suche nach Gott gehen, die in irgendeiner Form ihm begegnet sind.“
Gott in der Heilige Messe
Ganz persönlich gefragt erfährt Hofacker Gottes Gegenwart am intensivsten in der Heiligen Messe. "Wenn man Liturgie mit Menschen feiert, die es gerne und überzeugt feiern. Wenn es auch eine Werktagsmesse nur ist, wo vielleicht 12 oder 15 Personen sind in einer großen Kirche. Und trotzdem merkst du: Gott ist hier anwesend, weil hier Menschen als Leib Christi anwesend sind.“
Die Amtseinführung findet am 4. März um 18.30 Uhr in der Kirche St. Peter in Ketten in Montabaur statt.
Zur Person:
Peter Hofacker wurde 1966 in Braubach geboren. Aufgewachsen ist er in Dahlheim (Verbandsgemeinde Loreley). Nach der Grundschule in Dahlheim besuchte er 1977-86 das Johannesgymnasium in Lahnstein. Sein Theologiestudium absolvierte er 1986-91 in Frankfurt am Main und Wien. 1991-93 war er Diakon in Idstein, dann 1993-96 Kaplan, ebenfalls in Idstein. 1996-2003 wirkte er als Bezirksvikar und Jugendpfarrer im Bezirk Main-Taunus, war Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) .2003-2010 war er Pfarrer in St. Ursula / Oberursel und Priesterlicher Leiter in den fünf Oberurseler Innenstadtgemeinden. Von 2010-2015 war er Pfarrer in Frankfurt-Bockenheim St. Elisabeth und Frauenfrieden und Priesterlicher Leiter und Dekan in Frankfurt West. Seit 2015 arbeitet er als Priesterlicher Mitarbeiter / Kooperator in der jetzigen Pfarrei Liebfrauen Westerburg.